Das Wort Judo setzt sich zusammen aus den japanischen Begriffen ju (= edel, vornehm, sanft) und do (= Weg, Grundsatz, Prinzip).
Der Begriff Judo ist also zu übersetzen mit "sanfter Weg". Judo entwickelte sich aus der Disziplin Jiu -Jitsu, einer in Japan gepflegten Form der Selbstverteidigung. Deren genaue Herkunft liegt im dunklen; doch ist anzunehmen, dass diese Disziplin bereits vor dem 10.Jahrhundert ihren Weg von China nach Japan gefunden hat.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde Jui -Jitsu von der in Japan ansässigen Ritterkaste, den Samurais, für das Kriegshandwerk weiterentwickelt und dazu als Geheimwissenschaft innerhalb dieser Klasse gepflegt. Mit der Meiji -Restauration in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verloren die Samurais ihre Bedeutung als staatsbeherrschende Kaste. Damit geriet auch das Jiu-Jitsu in Vergessenheit.
Jigoro Kano, entwickelte aus Jiu-Jitsu die heutige Disziplin Judo, entfernte aus dem überkommenen Jiu-Jitsu die zunächst der Selbst- Verteidigung dienenden gefährlichen und schmerzhaften Techniken und verbesserte dafür die für einen sportlichen Zweikampf notwendigen Angriffs -und Verteidigungselemente.
Professor Kano wollte in seinem Judo nicht nur die Möglichkeit zur körperlichen Betätigung sehen; vielmehr betrachtete er diesen Sport auch als ein Erziehungssystem zur Ausbildung der Persönlichkeit auf der Grundlage des Zen-Buddhismus. Um seine Erziehungsideale zu verwirklichen, schuf Kano 1882 in Tokio den "Kodokan"[Koodookan], die "Schule zum Studium des Weges".
Eine kleine Legende
Nach einer Legende, die über Jahrtausende hindurch von Mund zu Mund überliefert wurde, soll ein kleiner Chinesenjunge mit Namen Lei-tei-feng, bei einem großen Sturm voller Entsetzen beobachtet haben, wie die dicksten Bäume entwurzelt und die stärksten Äste geknickt wurden. Nur ein kleines Bäumchen wurde verschont. Es bog bescheiden seinen Wipfel bis hinunter zur Erde. Doch als der Sturm aufhörte, sein Unwesen zu treiben, richtete es sich wieder auf und stand unbeschädigt da wie zuvor.
Der Ort dieser Legende wird noch heute als die Geburtsstätte des
Judoprinzips „Siegen durch Nachgeben“ angesehen
Und wie geht es nun?
Judotechniken können in folgende Gruppen unterteilt werden: Wurftechniken und Grifftechniken (nage-waza und katame-waza) sowie atemi-waza (Schlagtechniken). Voraussetzung für verletzungsfreies Üben der Wurftechniken sind die Falltechniken (ukemi-waza).
Als Resultat des historischen Umbruchs in Japan und der stärkeren Öffnung des Landes nach außen entwickelte sich Judo immer mehr zu einer reglementierten Sportart, in der z. B. Schläge oder Tritte oder andere gefährliche Techniken nicht mehr zugelassen sind. Dennoch gehören diese Techniken - wie auch Waffentechniken und Wiederbelebungstechniken - vom Ursprung des Kodokan Judo dazu: Daher stehen sich heute Judo als Wettkampfsport und Judo als Kampfkunst gegenüber.
Wurftechniken:
Die Wurftechniken werden wiederum unterteilt in zwei Gruppen: Tachi-waza und sutemi-waza.
Bei Techniken der tachi-waza spielt der Einsatz der Hüfte beim Wurf zwar immer eine Rolle, es wird aber nach dem hauptsächlich eingesetzten Körperteil nochmals differenziert in Handtechniken (te-waza), Hüfttechniken (koshi-waza) und Bein- oder Fußtechniken (ashi-waza).
Sutemi-waza sind "Opfertechniken", d. h. der Werfende gibt sein eigenes Gleichgewicht auf und geht selbst entweder in Rückenlage (ma-sutemi-waza) oder Seitlage (yoko-sutemi-waza): Mit der dadurch entstehenden kinetischen Energie wird ein Drehmoment erzeugt mit dem der Partner geworfen werden kann.
Grifftechniken:
Hier werden drei Bereiche unterteilt: Haltetechniken (osae-komi-waza), Hebeltechniken (kansetsu-waza) und Würgegriffe (shime-waza). Es gibt Würge- und Hebelgriffe die im Stand angesetzt werden können, die meisten Techniken werden aber am Boden ausgeführt (ne-waza).
Schlagtechniken:
Hier wird unterschieden in Arm-/Handschläge und Fußstöße: Eine weitere Untergliederung erfolgt wie bei den Würfen nach den Körperteilen, die die Wirksamkeit der Technik ausmachen (Ferse, Fußballen, Knie, Ellenbogen, Handkante, Faust, Fingerspitzen).
Falltechniken:
Die Fallschule macht einen großen Teil nicht nur des Anfängertrainings aus: Das richtige Fallen, um Verletzungen bzw. Schmerzen zu vermeiden, wird wieder und wieder geübt. Judorolle, Rückwärts- bzw. Seitwärts-Falltechniken erlauben die Wucht des Aufpralls auf die Matte zu verteilen und abzuleiten.
Und wie wird trainiert?
Die drei Haupttrainingsmethoden sind Kata (Form), Randori (freies Üben) und Shiai (Wettkampf).
Kata sind, sozusagen die "Grammatik" des Judo: Das Üben geschieht nach Absprache mit dem Partner, so dass ein genaues Studium von Techniken möglich ist. Im Randori können die geübten Techniken im "spielerischen" Kampf, also ohne dass Sieg oder Niederlage von Bedeutung sind, angewendet werden.
Demgegenüber steht der Wettkampf, das Shiai, bei dem es um den Sieg geht.
Wer kann Judo machen?
Jeder, der Sport machen darf!
Judo bietet sowohl Breiten- wie auch Leistungssportlern genügend Raum. Kinder und Erwachsene (ja, auch die!) können mit dem Judotraining beginnen: Je nach Leistungsbereitschaft und - vermögen bzw. Interesse können das Erlernen technischer Fähigkeiten, Verbesserung der Fitness oder der aktive Wettkampfsport im Vordergrund stehen.
Ist das alles?
Dies kann nur ein kurzer Anriss über die Sportart Judo sein: Die Vielschichtigkeit dieser Sportart kann jeder nur auf seinem "do" - seinem eigenen Weg - erfahren und erleben. Es lohnt sich allemal!