Am Sonntag, den 09. November 2024 fand der vierte und damit letzte Wettkampftag der Regionalliga Süd der Deutschen Turnliga statt. Nachdem die Waginger Turnerinnen die vorherigen drei Wettkämpfe für sich entschieden haben, standen sie bereits mit einem Fuß auf der Ziellinie. Mit 12 Tabellenpunkten Vorsprung reiste man ins 270 Kilometer entfernte Esslingen (Stuttgart), wohlwissend, dass rein rechnerisch ein Vorletzter Platz genügen würde, sodass keines der anderen 7 Teams mehr vorbeiziehen konnte. Das Ziel war jedoch klar: Ein erneuter Sieg und damit 0 Gegenpunkte in der Tabelle sollten es sein. Am Samstagmorgen ging die Reise für Alina Hofmann, Leni Steinbeißer, Emily Mühlberger, Emma Pregenzer, Leticia Neumayer, Maria Heimann, Anna Geißelbrecht, Lisa Dauth, Nele Merker und Miriam Markovic sowie für die Kampfrichterinnen Sofia Eder und Tine Praxenthaler los, denn Teamkollegin Sonja Fischer hatte bereits an diesem Nachmittag ihren Einsatz in der 1. Bundesliga für das Turnteam Kiehn-Group Lüneburg. Sonja turnte einen Vierkampf, verzichtete jedoch nach einer langen Saison, in der sie immer wieder mit diversen Verletzungen zu kämpfen hatte, auf ihre Höchstschwierigkeiten und landete auf Rang 8. Sonntag früh war es dann für das Team aus Waging so weit: Der letzte und alles entscheidende Wettkampf der Saison 2024 stand an. Nach einer Aufwärm- und Einturnphase machten sich alle Mannschaften bereit zum Einmarsch. Was die Waginger Mädels allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Still und heimlich haben sich 50 Fans, darunter Eltern, Trainer, Familienmitglieder und Nachwuchsturnerinnen, um halb sechs morgens mit einem großen Reisebus auf den Weg nach Stuttgart gemacht, um sie alle vor Ort anstatt vor dem Livestream zu unterstützen. Währenddessen sie sich also zum Einmarsch bereitmachten, schlich sich der Fanclub mit Fahnen und Plakaten auf die Tribüne und wurde somit erst bei der Vorstellung der einzelnen Mannschaften von den Turnerinnen entdeckt, was ihnen einen besonderen Motivationsschub gab. Gestartet wurde am Sprung; hier zeigte Maria Heimann erstmals nach ihrer Verletzung wieder einen Tsukahara gehockt, welcher mit 11,70 Punkte eine gute Basis war. Leni Steinbeißer und Alina Hofmann legten stark nach und erhielten jeweils 12,0 Punkte für ihren Tsuki gebückt. Miriam Markovic zeigte einen guten Yurchenko (Rondat-Flickflack-Salto gebückt über den Sprungtisch ;11,95 Punkte). Den krönenden Abschluss sprang Nele Merker; sie zeigte einen Überschlag Salto vorwärts gehockt perfekt in den Stand und wurde mit 12,80 Punkte und damit der Tageshöchstwertung belohnt. Die besten vier Wertungen aus den fünf Turnerinnen am Gerät werden jeweils addiert. Hier nahm man der stärksten Konkurrenz, der TS Neckargym Nürtingen, bereits einen Punkt ab. Am Stufenbarren turnten Alina Hofmann (8,55) und Emma Pregenzer (9,25) gute Übungen durch. Emily Mühlberger erfüllt im Vergleich dazu, laut internationalem Wertungssystem, zwei schwierige Kompositionsanforderungen, wobei ihr eine davon leider nicht gelang und sie zwei Stürze in Kauf nehmen musste (8,10). Miriam erzielte nach einer starken Vorstellung mit Flug vom oberen zum unteren Holm 10,60 Zähler. Als letzte war Lisa Dauth an der Reihe. Der Waginger Fanblock feuerte sie durch ihre Höchstschwierigkeiten, welche an diesem Tag von keiner anderen Turnerin gezeigt wurden. Sie kämpfte sich bis zum Schluss durch, stürzte jedoch bei der Landung ihres Abgangs (9,60). Mit 38,00 Gesamtpunkten baute man den Vorsprung weiter aus. Am Zittergerät, dem Schwebebalken, startete Emma (10,30), gefolgt von Alina (10,25). Beide präsentierten saubere Vorstellungen, ohne große Unsauberkeiten. Alina zeigte sogar erstmals ihren neu erlernten Vorwärtssalto auf dem nur 10 cm breiten Gerät. Emily zog alle Augen mit ihrem besonderen Angang, nämlich einer Radwende auf das Sprungbrett mit anschließendem Spreizsalto rückwärts auf den 1,20m hohen Balken. Sie turnte die höchste Schwierigkeitsnote des Tages, musste jedoch ein Mal das Gerät verlassen (9,80). Miriam und Lisa stürzten beide jeweils ein Mal. Als letztes Gerät galt es den Boden zu bewältigen. Nele Merker startete und das Waginger Publikum klatschte sich bei ihrer guten Übung schon einmal warm (10,0). Leni Steinbeißer performte ihre Doppelschraube rückwärts und Überschlag Strecksalto mit einer guten Ausführung (10,25). Leticia Neumayer wusste ihre stimmungsvolle Musik zu nutzen und brachte Schwung in die Turnhalle (10,70). Als vorletzte Turnerin war Alina dran; sehr saubere akrobatische Bahnen und hohe Sprünge verhalfen ihr zu 11,10 Punkten und damit der höchsten Wertung der Waginger. Alle Augen waren nun auf die letzte Turnerin, Miriam Markovic, gerichtet: Sie war bekannt für ihre ausdrucksstarke Choreografie, welche sie auch dieses Mal kombiniert mit einer Doppelschraube rückwärts und hochwertigen gymnastischen Drehungen präsentierte. 11,05 Punkte leuchteten an der Anzeigetafel für sie auf. Damit kam der TSV auf 170,90 Punkte am vierten Wettkampftag, was den erneuten Tagessieg bedeutete. Zweiter wurde der TV Spaichingen mit knapp vier Punkten Rückstand. Den dritten Platz erreichte mit 164,25 Punkten Verfolger TS Neckargym Nürtigen. Miriam Markovic gewann zudem mit 44,30 Punkten die inoffizielle Einzelwertung, Alina Hofmann wurde 4. mit 41,90 Punkten. Nach der Kürung des Tagessiegers folgte die Gesamtsiegerehrung. Nach vier aus vier möglichen Siegen und damit 56:0 Tabellenpunkten heißt der diesjährige Meister der Regionalliga Süd TSV Waging am See. Zweiter wurde mit 16 Punkte Rückstand die TS Neckargym, vor dem TV Spaichingen mit 38 Zählern. Damit wurde der Traum vom Aufstieg in die 3. Bundesliga Süd nach einer grandiosen Saison wahr. Erfolgstrainerin Susi Barmbichler schrieb mit ihrem Schützlingen Vereinsgeschichte und dass trotz vieler verletzungsbedingter Rückschläge im Jahr 23/24. Die ca. 15 Stunden Trainingsaufwand pro Woche lohnten sich abermals, vor allem weil Waging der einzige Verein in der DTL ist, der kein eigenes Leistungszentrum hat. Der Fanclub überraschte die Siegerinnen mit einem riesigen Banner, welches fortan am Getränkemarkt Mayer in Waging zu sehen ist. Auf dem Nachhauseweg feierte man den Erfolg im großen ,,Party-Bus‘‘, bevor man Zuhause noch zu einem gemeinsamen Essen Einkehrte, bei dem man den Abend gemütlich ausklingen ließ. Ein großer Dank geht an all diejenigen, die uns auf unserem Weg vor allem finanziell unterstützen, denn Kunstturnen genießt leider nicht den Stellenwert in unserer Gesellschaft wie andere Sportarten. Für 2025 gibt es bereits großartige Neuigkeiten: Bayerns beste Turnerin, Sonja Fischer, welche in der Mannschaft heuer noch für Lüneburg in der 1. Bundesliga turnte, startet ab der nächsten Saison nicht nur im Einzel sondern nun auch in der Mannschaft für ihren Heimatverein TSV Waging am See. Die Augen sind nach vorne gerichtet, denn der Auftaktwettkampf wird ein Heimspiel; er findet am 03. Mai 2025 in der Bergader SportArena in Waging statt.
hinten v.l.n.r. Alina Hofmann, Miriam Markovic, Nele Merker, Leni Steinbeisser, Emily Mühlberger, Lisa Dauth, Emma Pregenzer, Leticia Neumayer, Maria Heimann
vorne v.l.n.r. Sebastian Merker, Susi Barmbichler, Sonja Fischer, Anna Geiselbrecht