Angespannte Stimmung herrschte am vergangenen Samstag beim Gasthof Unterwirt in Waging bei der mit über 100 erschienenen Mitgliedern abgehaltenen JHV des TSV Waging am See. Der 10. Tagesordnungspunkt „Neuwahlen der Vorstandschaft“ wurde mit Neugier erwartet, da sich im Vorfeld keine Nachfolger für die ausscheidenden Vorstände Beppo Hofmann und Helmut Bauer gemeldet hatten. Einzig für den scheidenden 3. Vorstand – Xandi Gröbner – hatte sich eine Nachfolge angekündigt. Der erste Vorstand Beppo Hofmann begrüßte neben den Mitgliedern den 1. Bürgermeister der Marktgemeinde Waging am See, Matthias Baderhuber. Ein besonderer Gruß galt den Ehrenmitgliedern Hannelore Lamminger und Martin Huber. Nach Durchgang der üblichen Regularien wurde die umfangreiche Tagesordnung in „Angriff“ genommen. In seinem Vorstandsbericht ging Vorsitzender Hofmann zunächst auf die Neugründung von drei Abteilungen innerhalb des Sportvereins ein. Als eigenständige Sparten werden in Zukunft fungieren: Einrad – Karate – Kraftsport. Die Sportarten werden zwar schon über zwei Jahre im TSV geführt, waren aber bisher intern noch anderen Abteilungen zugeordnet. Aufgrund der nötigen, separaten Meldung beim Bayerischen Landessportverband ist es aber sinnvoll, selbstständig aufzutreten. Somit wird in Zukunft auch das Startpass-Antragswesen klar der jeweiligen Sportart zugewiesen sein. Leider wurde im gleichen Zuge eine Abteilung aufgelöst, die Triathlon-Sparte konnte personell nicht mehr nachbesetzt werden. Stellvertretend für alle in der Triathlon-Abteilung tätigen Führungspersonen dankte Vorstand Hofmann dem anwesenden Peter Zeiler für sein jahrelanges Engagement und die geniale Organisation des Waginger-See-Triathlons. Zu Zeiten (bis vor 2 Jahren) von Peter Zeiler hatte der „W-S-Tri“ seinen Platz im Sportkalender......vom Volkstriathlon bis zur Bayernliga wurde geschwommen, geradelt und gelaufen. Eine Marke - die nun leider mangels "Manpower" verloren geht. „Unser Verein besteht nun aus 13 eigenständigen Abteilungen“, so Hofmann. Großes Lob gab es vom Vorstand für die verschiedenen Sparten im Verein, die jeweils hervorragend geführt werden. Um den Abteilungsberichten nicht vor zu greifen,
beschränkten sich die Worte auf nichtsportliche Feststellungen, die soziale Verantwortung aller Ehrenamtlich tätigen Übungsleiter/innen betreffend. „Nicht mehr die sportliche Ausbildung alleine ist maßgebend, vielmehr finden sich die Trainer mehr und mehr als Pädagogen in der Verantwortung“. „Als Außenstehender wird man bei einem Sportverein
immer erst mal schauen, wie es denn mit der sportlichen Ausbildung, mit der Entwicklung der sportartspezifischen Fähigkeiten und natürlich mit den Erfolgen aussieht….so ist auch der Vereinszweck in der Satzung weitgehend angegeben. Das sich hier viel mehr versteckt, dies halte ich für mindestens genauso erwähnenswert. Wie hoch die Leistung aller
Verantwortlichen Damen und Herren in Bezug auf die soziale Erziehung und Bildung bei unseren Kindern und Jugendlichen einzuschätzen ist, vermag sich wohl kaum in Zahlen darstellen lassen“, zitierte Beppo Hofmann aus dem schriftlichen Jahresbericht des Vereins. Mit einem selbst geschriebenen Gedicht ehrte der Vorstand die Leistung der ehrenamtlich tätigen noch einmal mit Nachdruck.
Die Fahnenabordnung des TSV hatte mit 7 Einsätzen im Vergangenen Jahr viel zu tun. Helmut Holzhaus als Fähnrich kümmerte sich zusammen mit Willi Reiter und Helmut Bauer um die jeweilige Organisation der Fahnenabordnung für die verschiedenen Anlässe. Holzhaus und Reiter stellten ihre „Posten“ zur Verfügung und so wird sich in Zukunft Helmut
Bauer, zusammen mit Markus Schneckenpointner und Tom Steiner um die Fahneneinsätze kümmern.
Seit März 2018 nahm die Geschäftsstelle des TSV Waging ihre Arbeit auf. Lena Mader ist jede Woche am Donnerstag von 17.30 bis 18.30 für alle Mitglieder in der Bergader Sportarena erreichbar. Somit kann besser auf die alltäglichen Vereinsangelegenheiten, wie Fragen zum Sportbetrieb oder Änderungen in der Mitgliederverwaltung reagiert werden.
„Im TSV sei man stets darauf bedacht, möglichst viele qualifizierte Übungsleiter zu stellen“, so der Vorsitzende. Nicht weniger als 50 Übungsleiterscheine in unterschiedlichen Sparten konnten dem Antrag auf Vereinspauschale (Zuschuss des Landkreises) beigelegt werden, was deutlich für die qualitativ hochwertige Trainerarbeit spricht. Um den Standard zu halten,
übernimmt der Verein die Aus- und Fortbildungskosten. Beppo Hofmann fand deutliche Worte in Bezug auf die Arbeit und die Leistung des Kassiers, Simon Geierstanger. „Der Simmal draht guad und gern a viertel Million Euro pro Jahr um“, so
Hofmann. „Acht große Ordner mit Belege usw. zeugen von seinem Aufwand“ und „des macht er ois akribisch genau und in einer Perfektion die keines Gleichen findet“. „Des is auf boarisch gsogt a Wahnsinn“. Die Kassenprüfer Klaus Obermaier und Franz Schupfner bliesen in das gleiche Horn und schlugen der Versammlung die Entlastung der Vorstandschaft vor –
diese wurde einstimmig und mit großem Applaus erteilt. Natürlich sei der sportliche Vergleich, das „Gewinnen wollen“, oder das „Besser werden“ ein sogar satzungsmäßig festgehaltenes Ziel eines Sportvereins, aber nur im Zusammenhang mit
den Werten einer sozialen Gesellschaft. Dem Gemeinwohl muss wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die leider weit verbreitete Ansicht „Hauptsache mir geht es gut und den Anderen wünschen wir das Beste“ zeugt von kurzfristigen Denken und darf nicht unterstützt werden. „Mit Stolz können wir noch auf unseren Verein blicken“,
bekräftigte Vorstand Hofmann, dessen Gastfreundschaft und Herzlichkeit weit über die Gemeindegrenzen hinaus Bekanntheit hat, und deren Mitglieder und Sportler den TSV so erfolgreich und sympathisch repräsentieren.
Mit einem „Rundum-Dank“ beendete der Vorsitzende seinen Bericht. In der Hoffnung, niemand vergessen zu haben, gab es ein großes Vergelt´s Gott an die Vorstandschaft, alle Mitglieder, Unterstützer, Gönner und dem Verein Wohlgesonnenen. Ausdrücklich erwähnte Beppo Hofmann seine Familie, da er doch so manchen Tag und Abend für den Verein
unterwegs sei.
Die Auszeichnung „erfolgreichste jugendliche Sportler des Jahres“ durften heuer zwei junge Damen aus der Leistungsriege im Gerätturnen entgegen nehmen. Allerdings erreichten die beiden Mädels ihre Bayerischen Meistertitel im Mehrkampf (drei Geräte beim Turnen und drei leichtathletische Disziplinen – deutscher Sechskampf) Daniela Ertl und Leni Steinbeißer
vertraten den TSV auch auf der deutschen Mehrkampfmeisterschaft in Einbeck (Niedersachsen) mit hervorragenden Leistungen und durften sich über den Pokal der Marktgemeinde Waging freuen. Die Pokal-Übergabe musste bereits vorgezogen werden, da beide Mädels in der bayerischen Turnliga – erster Wettkampftag in Illertissen - im Einsatz waren.
v.l. – Leni Steinbeißer, Daniela Ertl, Beppo Hofmann
Für langjährige Mitgliedschaft konnten heuer 47 Damen und Herren ausgezeichnet werden. Neunzehnmal gab es die Urkunde für 25 Jahre, und 14-fach für 40-jährige Vereinstreue zu überreichen. Bereits 50 Jahre im Verein sind 11 treue Mitglieder. Eine besondere Ehre war die Auszeichnung von Albert Lapper und Reinhold Obermaier für deren 60-jährige Mitgliedschaft – Obermaier war viele Jahre ehrenamtlich für den TSV unterwegs. Albert Lapper konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Ehrung teilnehmen, seine handgeschriebene Entschuldigung mit einer angefügten Anekdote aus seiner aktiven Zeit wurde verlesen und mit großem Applaus bedacht. Den absoluten Höhepunkt der Ehrung setzte Jakob Rehrl aus Wolkersdorf. Da „Rehrl Jok vo Voikschdorf“ erfreut sich mit 70 Jahren Vereinszugehörigkeit bester Gesundheit und nahm seine Auszeichnung persönlich entgegen. Der „Jok“ berichtete der Versammlung von seiner Aufnahmeprozedur vor 70 Jahren als Fussballer – alles ging damals sehr genau und streng geheim mit Abstimmung. Vorstand Hofmann bezeichnete die Ehrung für so eine lange Zeit als „Highlight“ in seiner Amtszeit.
v.l.: Helmut Bauer, Jakob Rehrl, Beppo Hofmann
Helmut Bauer, der als 2. Vorstand des TSV und Ehrenamtsbeauftragter die Moderation der Ehrungen führte, holte ein weiteres Mal tief Luft, um die Vereinsinternen Auszeichnungen vorzunehmen. Für 10 Jahre Übungsleiter- bzw. Trainertätigkeit wurden Barbara Reschberger, Mathias Hösle, Andi Frey, Erni Rotter, Martin Huber geehrt. „Christa Heigl gehört zum TSV Waging solange ich denken kann“ so Bauer in seiner Laudatio. Christa Heigl begann vor 40
Jahren als Trainerin bei der Leichtathletikabteilung, begleitete unzählige Turnangebote für Klein und Groß als Übungsleiterin, kümmert sich von Beginn an um den Strassenlauf, führt eine Nordic-Walking-Gruppe und….und…und!
v.l.: Helmut Bauer, Christa Heigl, Beppo Hofmann
Den Abschluss des „Ehrungsreigens“ bildete die Ernennung von Franz Gramminger zum Ehrenmitglied des TSV Waging. Franz Gramminger begann seine Laufbahn beim Sportverein als Fussballer – als Torwart. Er fungierte viele Jahre als Kassier und als Mitgliederverwalter. Bereits in den Anfängen der Digitalisierung programmierte Gramminger selbst eine Datenbank, mit der er die vielen Aufgaben einer Mitgliederverwaltung bewältigen konnte. Bis letztes Jahr war diese Datenbank Ursprung aller verwaltungstechnischen Aufgaben des Vereins.
v.l.: Helmut Bauer, Franz Gramminger, Beppo Hofmann
In den Abteilungsberichten konnten sich die Anwesenden ein perfektes Bild von den jeweiligen Aktivitäten bilden. Neben den großartigen, sportlichen Erfolgen, hörte man immer auch wieder von kleinen Festen, Grillfeiern und nichtsportlichen Events, welche intern veranstaltet wurden. Insgesamt konnten nur positive Rückschlüsse aus den Vorträgen der einzelnen Sparten gezogen werden. Auch der Bericht von der scheidenden Jugendleiterin Tine Mayer bekräftigte den Eindruck, dass sich die knapp 600 Kinder und Jugendlichen im TSV Waging sehr wohl fühlen. Die Vereinsjugend wird in Zukunft von Alina Hofmann und Sofia Eder geführt und vertreten. Die beiden Jugendsprecher, Sophia Gröbner und Tobi Braun sowie Olli Böhr ergänzen die Jugendleitung. Hias Baderhuber, 1. Bürgermeister der Marktgemeinde, zeigte sich in seinem Grußwort sehr angetan von den vielen Eindrücken aus den vorgetragenen Berichten. Er bekräftigte die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und dem Sportverein bei vielen Veranstaltungen. In seinem Dank an die verantwortlichen des Vereins betonte Baderhuber ebenfalls den hohen sozialen Stellenwert des TSV innerhalb der Kommune. Auch die Werbewirksamkeit der vielen TSV-Veranstaltungen habe einen nicht in Zahlen zu fassenden Wert auf überregionaler Ebene. Den nun aufgerufenen Tagesordnungspunkt – Neuwahl der Vorstandschaft – leitete der scheidende Vorstand Hofmann abermals mit einem Gedicht ein. „Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt Dir geben – Willst Du nicht zu früh ins Grab, lehn ein Ehrenamt bloß ab“ so der Auftakt des 7-Strophen umfassenden Verses. Mit dem Reim „soll dein Kopf dir nicht mehr brummen, das Ehrenamt lass andren Dummen“ endeten die Wahrsprüche, die Wilhelm Busch zugeordnet werden. „So lass ich das aus meiner Sicht aber nicht stehen“, bezog Beppo Hofmann Stellung zu der vorgetragenen Dichtkunst. „Ein Ehrenamt gibt sehr wohl auch was zurück und selbst in der heutigen Gesellschaft sei die Wertschätzung noch spürbar“. „Viele schöne persönliche Erfahrungen der vergangenen 9 Jahre überwiegen bei weitem die üblen Nachreden, die Missgunst und den Neid! Ein Kinderlachen ist ehrlich, schon daraus lässt sich viel positive Energie ziehen“. Hofmann betonte in aller Deutlichkeit, dass nun andere, neue Gesichter das Ruder des größten Vereins der Marktgemeinde führen sollen – für ihn, Bauer und Gröbner sei jetzt Schluss…..und das ist nicht erst seit gestern bekannt. Auch die möglichen Szenarien bei einer „Nicht – Neubesetzung“ der Vorstandschaft (1. – 3. Vorstand….Kassier und Schriftführung bleiben) wurden unmissverständlich dargelegt, bis hin zur kompletten Liquidation mit allen resultierenden Folgen. Bürgermeister Baderhuber stellte als Wahlleiter im Anschluss die Frage an die Versammlung nach Empfehlungen für die Vorstandswahl. Wie nicht anders zu erwarten blieben Vorschläge aus. Hias Baderhuber stellte ordnungsgemäß fest, dass somit am heutigen Tag keine Wahlen stattfinden werden und sich die Zusammenkunft in 4 Wochen zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung treffen wird. Eine durchaus emotionale Anregung im letzten Tagesordnungspunkt (Sonstiges) trug Mitglied Sepp Harbeck (Harbeck war für 40-jährige Mitgliedschaft geehrt worden) in Bezug auf eine „unabdingbare Neubesetzung“ der Vorstandschaft vor. Er nahm die aktiven Mitglieder in die Pflicht und zeigte wenig Verständnis für die derzeitige Situation. Mit dem Wunsch nach Gesundheit und Glück für alle Vereinsmitglieder, beendete Beppo Hofmann die Versammlung.